Die Demo auf der Saalach-Brücke und wie man sich doch täuschen kann!

Die Demo auf der Saalach-Brücke und wie man sich doch täuschen kann!

9. Februar 2021 4 Von TB

Salzburg-Freilassing vom 06.02.2021

Waren Sie schon einmal auf einer Demo?  In der Tat war ich eigentlich früher nie auf einer Protestbewegung, einer Kundgebung, einem Demo-Umzug und dergleichen mehr.  Natürlich hatte ich über ARD, ZDF, BR oder Süddeutsche Zeitung, gelegentlich ergänzt durch Focus und Spiegel, mir ein umfängliches Bild von Protestaktionen machen können, die mich durchaus zum Nachdenken anregten. Aber ehrlich zugegeben, war ich immer schon etwas bequem und mein Grundvertrauen nach dem Motto „die da oben werden es schon richten“ war eigentlich immer soweit vorhanden, dass ich keinen Anlass sah, einer Demo wirklich beizuwohnen.  

Nun ist ein Ende der Cornonasituation trotz Impfung laut unseren Politikern nicht zu erkennen und ich habe dann mehr oder wenig zufällig von der Demo auf der Saalach-Brücke erfahren. Es war bei mir mehr die Neugierde als eine echte Protesthaltung. Aber wenn schon in unserer Region es keinen Fasching geben darf, dann kann eine Demo auch nicht schaden.  Am Tag zuvor berichtete in jeder BR5 Nachrichtensendung im viertelstündigen Takt von der Sorge der PolitikerInnen, die sich immer häufiger mit Drohungen und Verhetzungen auseinandersetzen müssen – es sind dies dann vor allem Coronaleugner, Querdenker, Reichsbürger, Esoteriker, Verschwörungstheoretiker usw., die wohl hinter diesen Drohungen stehen. Allgemein sieht man die unkontrollierbare ungehinderte Meinungsverbreitung über sozialen Medien als großes Problem. Fast analog werden auch Demonstrationen in Zusammenhang mit der Coronakrise dargestellt – ich selber erkenne darin ein gewissen Muster, das als „Framing“ verstanden werden kann. Daher war der Anlass nun mehr als eine gute Gelegenheit, dieser Demo zumindestens halb anonym beizuwohnen. Mit Maske geht das auch schon. Als wir (mein Bruder und ich) in Freilassing angekommen sind, dachten wir zunächst an eine kleine Kundgebung mit wenigen hundert Personen, aber die lang gesäumte Strecke von Bereitschaftspolizeiwägen beeindruckten uns sehr und auch die vielen schwarz gekleideten Polizisten – es waren wohl wahre Hundertschaften beordert worden. 

Leider konnten wir uns nicht annähernd Richtung Grenzübergang vorarbeiten, weil bereits gleich nach der Einmündung zur Brücke das Ende der Menschenmenge erreicht war und es überhaupt keine Möglichkeit gab, in Richtung Grenzübergang voranzukommen. Die Ordner wiesen stets auf notwendige Abstände hin, so dass grundsätzlich immer weiter nach hinten, also weg von der Grenze, ausgewichen werden musste. Nach meinen Abschätzungen waren es auf der Freilassinger Seite sicherlich annähernd 2000 Menschen. Wie viele es auf der Salzburger Seite waren kann ich nicht sagen.  Nun waren meine Erwartungen darauf getrimmt, dass ich hier eine Menge an aufgebrachten und tatsächlich wütenden Personen vorfinden würde. Auch die oben beschriebenen Gruppen sollte doch hier zu finden sein? Doch konnte ich leider hiervon nichts, aber auch überhaupt Nichts finden. Ich sah dafür eine friedliche Menschenansammlung, die sehr wohlwollend miteinander umgegangen ist. Ich hatte sofort meine Scheu verloren und fühlte mich sehr wohl und war überhaupt auch nicht mehr beschämt, es könnte mich hier jemand erkennen. Denn jene, die ich erkannte, trotz Maske, waren allesamt friedliche Bürger, die offenbar Fragen haben, den Dialog suchen und hier Lösungsansätze finden, die jedem von uns so fehlen. Mit der freundlichen Begrüßung „…Du auch hier?“ war dann der letzte Rest an Angst verflogen. Viele lächelten, sangen und hatten Instrumente mitgebracht. Jeder war bereit für ein Gespräch, hatte seine Fragen und natürlich auch Meinungen. Aber keinerlei radikale Tendenzen, sondern vielmehr große Sorge prägten diese Gespräche. 

Schließlich ist es und dann doch noch gelungen, uns etwas weiter nach vorne vorzuarbeiten und je näher wir der Grenze kamen, um so mehr konnte ich von den Reden hören, die allesamt die Menge zuversichtlich stimmten und Lösungsansätze mitteilten. Die zentrale Botschaft dieser Demo sollte die Freiheit ausdrücken, die an der Deutsch-Österreichischen Grenze nicht enden darf und dass die Bürger beider Länder Österreich und Deutschland  zusammenhalten dürfen. Die Stimmung war großartig und sehr friedlich.

Gestern und heute waren Berichte über dieser Demo zu lesen, die im Wesentlichen vom störungsfreien Ablauf berichteten und davon, dass es keine Zwischenfälle gab, aber die Inhalte der Demo wurden nicht erwähnt. Die Anzahl der Teilnehmer mit 1500 war meiner Meinung nach etwas unterschätzt, aber das kann ich nicht überprüfen. 

Mein Fazit

Diese Demonstration war für mich ein echtes „AHA“-Erlebnis und hatte überhaupt nichts mit der verbreiteten Meinung zu den Coronademos zu tun. Ich kann eine Empfehlung dafür aussprechen und jeden dazu ermutigen, sich so eine Veranstaltung einmal anzusehen. Denn hier sind alle bereit miteinander zu reden, auch wenn die Meinungen nicht immer deckungsgleich sind. Reden hat noch nie geschadet und ein freier lösungsorientierter Dialog kann vielleicht der erste Schritt aus der Krise sein. 

Ein Unternehmer aus Traunstein