Lockdowns, Logik und Taschenspielertricks
Wenn man sich die Politik-Aussagen rund um Lockdown-Entscheidungen einmal mit ein paar Schritten Abstand ansieht, so fällt Folgendes auf. Fast unabhängig davon, wie die sich Lage bei den sogenannten „Neuinfektionen“ (gemeint sind positive PCR-Tests bei Personen, die bisher noch keinen positiven Test hatten) entwickelt, ist es stets möglich, einen Lockdown zu rechtfertigen.
- Der Lockdown wird als notwendig dargestellt, wenn die Zahlen der neuen Covid-19-Fälle steigen, um den Anstieg zu bremsen.
- Wenn die neuen Covid-19-Fälle dann irgendwann auf ungefähr gleichbleibendem Niveau verharren, muss der Lockdown verlängert werden, um die Zahlen zu senken.
- Wenn die Zahlen dann irgendwann sinken, so muss der Lockdown verlängert werden, weil sie nicht schnell genug sinken.
- Am schwierigsten ist es, einen Lockdown zu begründen, wenn die Zahlen der neuen Covid-19-Fälle sehr niedrig sind und auf diesem Niveau bleiben. Aber unmöglich ist es auch dann nicht. Hier kann jederzeit mit einem mathematischen Simulationsmodell argumentiert werden, dass die Zahlen bald wieder ansteigen werden, wenn nicht – na was wohl? – ein erneuter Lockdown durchgeführt wird.
Natürlich ist es in der Politik generell üblich, das eigene Handeln im Vorfeld der Umsetzung als richtig anzupreisen. Lockdownmaßnahmen allerdings sind nichts anderes als Aussetzungen unserer Grundrechte, so dass man hier sehr genau hinschauen sollte. Zumindest möchte man meinen, dass Maßnahmen in der Rückschau auf ihre Wirksamkeit und Angemessenheit überprüft werden können. Doch nicht so im Falle von Corona. Der Lockdown war nämlich stets und immer richtig, wenn man wie folgt argumentiert.
- Wenn trotz des Lockdowns die Zahlen weiter angestiegen sind, so zeigt das den Ernst der Lage und die Alternativlosigkeit des Lockdowns. Es wird dann behauptet, ohne ihn wäre alles noch schlimmer gekommen.
- Wenn die Zahlen während des Lockdowns aufgehört haben anzusteigen, so zeigt das, dass der Lockdown wirkt. Und verlängert werden muss, siehe oben.
- Wenn die Zahlen dann irgendwann gesunken sind, so wird dies dem Lockdown zugeschrieben und beweist erneut, dass er richtig war.
Die Politik kann in Corona-bedingten Lockdown-Entscheidungen also niemals irren, egal was passiert. Es kann quasi mathematisch-logisch bewiesen werden, dass alles, was beschlossen wird, nicht nur in dem Moment, sondern auch im Nachhinein richtig war. Durch diese arumentativen Taschenspielertricks sind wir in der schönen neuen Welt angekommen. Alle Grundrechtseinschränkungen, die man verharmlosend als „notwendigen Lockdown“ umschreibt, sind richtig, waren richtig, werden richtig gewesen sein. Punkt.
Ja, so ist es leider. Wenn Dinge nicht mehr falsifizierbar sind, verlassen wir den wissenschaftlichen Bereich.