Dr. Fausts Medienschelte: Was wir trotz allem von Schweden lernen können
Die meisten Beiträge über die Corona-Pandemie in Schweden thematisieren den Verzicht auf staatliche verhängte Lockdowns, Maskenpflicht oder Schulschließungen. Dabei betont man jedoch immer, wie viele Todesopfer dies gekostet habe. Man könnte aber über viele weitere Aspekte des schwedischen Wegs berichten. Die wichtigsten Fakten sind die folgenden.
- Auch in Schweden gelten ähnliche Grundrechte wie in Deutschland. Die dortige Regierung nimmt diese aber viel ernster und hat es deshalb zu keinem Zeitpunkt gewagt, sich einfach darüber hinwegzusetzen. Das ist ein großer Unterschied zur deutschen Regierung.
- In Schweden hat der führende Epidemiologe Anders Tegnell keineswegs zu einer möglichst schnellen Herbeiführung der Herdenimmunität geraten. Dies erschien ihm zu gefährlich. Aber er rät eben lediglich zu freiwilligen Maßnahmen, die auf die Selbstverantwortlichkeit der Menschen setzen. Zudem hat er von Anfang an auch Kollateralschäden von Zwangsmaßnahmen mit in seine Überlegungen einbezogen (wie etwa seelische Schäden bei Kindern). Ein weiterer Unterschied zu Deutschland.
- In der ersten Welle im Frühjahr 2020 kam es infolge der Ausbreitung von Covid-19 in einigen Alten- und Pflegeheimen zu relativ vielen Todesfällen. Dies passiert auch in vielen anderen Länder (etwa Italien oder Spanien, in geringerem Umfang auch in Deutschland), die einen harten Lockdown hatten, und wurde in Schweden immerhin explizit thematisiert und bedauert. Man gab zu, zu wenig auf diese Einrichtungen aufgepasst zu haben. Es war aber keineswegs von Anfang an eingeplant.
- In der zweiten Welle machte es Schweden schon viel besser und hatte gemessen an den festgestellten Covid-19-Fällen vergleichsweise geringe Todeszahlen, wie die folgende Abbildung zeigt. Inbesondere sind die Todeszahlen seit 2021 stark rückläufig. Das Wiederansteigen der „Fälle“ im Februar 2021 scheint eher vom vielen Testen herzurühren, denn die schweren Verläufe steigen nicht mehr an. Dies könnte ein Hinweis sein, dass die Herdenimmunität dort schon weiter fortgeschritten ist als in Deutschland.
Trotz dieser zuletzt sehr ermutigenden Historie kommt Schweden in den meisten Mainstream-Medien aber sehr schlecht weg. Was gerne behauptet wird, kann man exemplarisch hier sehen, wobei der verlinkte Artikel sogar noch außergewöhnlich differenziert ist. Dennoch wird auch dort klar manipulativ berichtet. Grundsätzlich muss an derartigen Beiträgen das Folgende kritisiert werden.
- Dass die schwedischen Zahlen von Corona-Toten gegenüber denjenigen in Deutschland sich kontinuierlich verbessern, wird gerne verschwiegen. Man tut häufig so, als ob wir immer noch den Stand des ersten Halbjahres von 2020 hätten. Zudem wird behauptet, dass die zu Beginn ungünstig aussehenden Zahlen durch die schwedische Strategie verursacht worden wären. Dabei waren dies die Toten in den Pflegeheimen, die man im Herbst 2020 auch in Deutschland hatte, trotz Lockdown. Der kausale Zusammenhang existiert deshalb so nicht.
- Es wird so getan, als ob der schwedische Kurs im Land sehr umstritten wäre. Dabei ist der deutsche Kurs in Deutschland viel stärker umstritten.
- Es wird behauptet, dass es inzwischen auch in Schweden sehr starke Einschränkungen gebe, die vergleichbar mit denen in Deutschland wären. Dies ist mitnichten so: Restaurants, Theater, Schwimmbäder und Schulen sind weiterhin offen. Eine Maskenpflicht gibt es bis heute nicht.
- Alleine schon die Bezeichnung des schwedischen Wegs als Sonderweg ist absonderlich. Denn die Schweden haben das gemacht, was bis dato üblich war bei mittleren Virus-Pandemien, nämlich keinen generellen Lockdown, sondern eine Aufklärung der Bevölkerung darüber, wie sie sich selbst schützen kann. Den Lockdown-Weg, der eigentlich der Sonderweg ist, haben bei Covid-19 auf einmal sehr viele andere Länder eingeschlagen: mit wenig Erfolg.
- Die schwedische Strategie ließe sich, so heißt es häufig, nicht auf Deutschland übertragen, weil Schweden ja ein sehr dünn besiedeltes Land ist. Auch dies ist eine manipulative Darstellung, denn rein formal stimmt dies, wenn man die Anzahl der Einwohner durch die Fläche teilt, aber de facto leben die allermeisten Schweden in den urbanen Regionen im Süden, so dass es für die meisten Einwohner nicht zutrifft, dass sie in einem dünn besiedelten Gebiet wohnen.
Fazit: Der schwedische Weg wird also geradezu „gemobbt“, um es einmal drastisch auszudrücken. Warum wohl ist dies so? Nun: Ich denke, weil er den deutschen Weg, der von Anfang an ausschließlich auf die Erlösung durch die Impfung setzte, geradezu Lügen straft. Der deutsche Weg ist unglaublich teuer, wenn man an die vielen Milliarden denkt, die all das Testen und Ersetzen von Umsatzausfällen kostet, und gleichzeitig nicht besonders wirksam. Denn die Infektionszahlen steigen ja trotz allerhand Grundrechte-Aussetzungen. Da ist es natürlich für unsere Regierung nicht schön, durch die schwedische Evidenz gezeigt zu bekommen, dass es auch anders geht. Und die Medien helfen gerne mit, die Regierung vor unangenehmen Fakten zu schützen. So etwas wünsche ich mir in einer lebendige Demokratie eigentlich nicht.
Unser Autor Johann Georg Faust ist ein selbst-denkender Mensch, der grundsätzlich auf der Suche danach ist, was die Welt im Innersten zusammenhält. Auch wenn er hier Meinungsstücke zum Besten gibt, so ist ihm doch stets wichtig, auf Basis von Fakten zu argumentieren. Darum sind wir stolz, ihn als Autor der faktenbasis.org gewonnen zu haben.